Das japanische Atlantis
© Lars A. Fischinger • Coesfeld
Beitrag aus Jenseits des Irdischen, Ausgabe 2/2006
Im Frühjahr 1985 machte der japanische Taucher Kihachiro Artake vor der Küste der Insel Okinawa im Pazifik eine aufregende Entdeckung. Artake war an jenem Tage nur 300 Meter von den Küste Yonaguni entfernt in rund 30 Metern Tiefe unterwegs um interessante Plätze im Meer aufzuspüren, zu denen er die Touristen führen konnte. Blaues Wasser, viele Fische und Korallen - alles was der tauchende Tourist sich wünscht.
Doch plötzlich sah er sich etwas Seltsamen gegenüber: Vor ihm erschien eine rätselhafte Struktur mit akkuraten Kanten und rechten Winkeln, Plattformen, Stiegen und seltsame Terrassen. Ein scheinbar künstlicher Felsen von über 100 Metern Länge und 25 Metern Höhe schlummerte auf dem Meeresgrund. Was war das? Ein von Menschen geschaffener Bau; eine Art Pyramide?
In Japan zog die Entdeckung weite Kreise. Sollte man hier direkt vor der Haustür die Spuren einer uralten Zivilisation gefunden haben?
Hatte man es hier mit einer Hinterlassenschaft zu tun, die ein unbekanntes Volk vor unzähligen Jahrtausenden schuf? Waren es gar die Reste des mythischen Kontinentes Mu, das laut Legenden einstmals im Pazifik versank?
Ein Atlantis des Stillen Ozeans?
Schnell sprach sich die Entdeckung von der „Pyramide im Meer“ in Japan herum. Und so trafen in der Folgezeit immer mehr Taucher in den Gewässern auf, um die „Entdeckung des Jahrhunderts“ in Augenschein zu nehmen. Sogar die Presseleute stiegen teilweise in die Gewässer herab und berichteten in überschwänglichen Worten von dem Fund.
Nach einigen Monaten hatten die Taucher nicht nur das Objekt, das Artake fand, beäugt, sondern es wurden in der ganzen Region um den ersten Fund eine Reihe anderer vermeintlicher Pyramiden gefunden. Wenn diese alle von Menschen bearbeitete Formationen sind, so kamen sogleich die ersten Datierungen auf, dann müssen diese 12.000 Jahre alt sein!
Laut Professor Masaaki Kilmura, einem Experten für Meeresgeologie der Universitär Ryukyu, war vor dem Ende der letzten Eiszeit der Meeresspiegel in dieser Region in der Tat 30 Meter tiefer und so lägen damals die nun gefundenen Strukturen auf dem Trockenen.
Damit sind wir bei dem von zahlreichen Autoren immer wieder angeführten Zeitalter 10.000 vor Christus. Für eine Reihe von Schriftstellern wie Colin Wilson oder Graham Hancock, ist dies die Epoche der ersten Zivilisation der Menschheit, die weltweit ihre Fingerabdrücke hinterlassen habe. So also auch hier in Form von pyramidenähnlichen Monumenten; heiligen Tempeln einer versunkenen Welt.
Der Archäologe und selber Taucher Michael Arbuthnot sieht in den neuen Entdeckungen Beweise für seine These der Besiedlung der pazifischen Inseln. In jenen fernen Tagen sei der Meeresspiegel so niedrig gewesen, dass die Menschen leicht von einer Insel zur anderen hätten segeln können.
„Wir haben da auch viele Teile des Monumentes, die es einem beim Betrachten schwer machen, an eine Formung durch natürliche Kräfte zu glauben“, kommentierte Arbuthnot die Bauten. Auch Professor Kilmura ist überzeugt, dass man es hier mit von Menschen errichteten Monumenten zu tun habe.
Erst im Jahre 1998 machte sich eine wissenschaftliche Expedition an das Rätsel des „Atlantis des Pazifik“.
Geologen, Archäologen, Taucher und Anthropologen unternahmen zusammen mit dem Entdecker drei Wochen lang zahllose Tauchgänge um dem Rätsel ein Stück näher zu kommen. Doch leider konnten auch sie nicht verbindlich sagen, was hier eigentlich unter dem Meer liegt. Man ist sich uneins, ob hier eine natürliche oder von Menschen gemachte Struktur liegt. Einige wollen Anlegeplätze für Boote erkannt haben, andere eine Laune der Natur. Auch ist der Block entlang der West-Ost-Linie ausgerichtet. Ebenfalls ist man sich uneins, ob das Gebiet durch den Anstieg des Meeres am Ende der letzten Eiszeit langsam versank, oder ob nicht Erdbeben den Erdboden um 30 Meter absinken ließen. Japan ist bekanntlich eine tektonisch sehr aktive Region dieser Erde.
Einige Geologen weisen aber darauf hin, dass es der Natur sehr wohl möglich sein kann, glatte Terrassen und Stufen und rechte Winkel zu schaffen. Vulkangestein kann sogar sechseckige Formen annehmen und wenn dann auch Meeresströmungen ihren Teil dazu beitrugen, ist der gesamte Fund nicht von Menschen gemacht.
Bis heute ist die Diskussion - vor allem in Japan! - um diese scheinbar sensationellen Entdeckungen weiterhin hoch aktuell. Es ist erstaunlich, dass sich Geologen nicht einigen können, ob hier eine von Menschenhand bearbeitete und geformte Hinterlassenschaft ruht, oder die Natur ihre schöpferischen Fähigkeiten freien Lauf ließ.
Doch nicht nur der Fund vor Japans Küste wirft pyramidenhohe Fragen auf, auch auf und vor einem - gegenüber dem asiatischen Kaiserreich Japan sich eher winzig im Pazifik darstellenden - Eiland, der Osterinsel, tat sich Geheimnisvolles, worüber Lars A. Fischinger ebenfalls zu berichten weiß. Seinen nachfolgenden Beitrag betitelt der Autor nicht ohne Grund:
Insel des Schweigens
Wohl keine Insel der Erde hat die Phantasie der Menschen so angeregt, wie die Ostern 1722 vom Holländer Admiral Jakob Roggeveen entdeckte Osterinsel. Diese kleine Eiland liegt weltverloren auf 27° 8´ 24´´ südlicher Breite und 110° 45´ 50´´ östlicher Länge, und hat bei einer dreieckigen Grundform von 16 x 18 x 24 Kilometern eine Fläche von 118 Quadratkilometer. Einsam und verlassen liegt sie da, mitten im Pazifik, 2.000 Meilen von den nördliche gelegenen Galápagosinseln entfernt.
Die Touristen, die es auf dieses einsame Fleckchen Erde zieht, suchen vergebens nach einem typischen Südseetraum am Sandstrand unter Palmen. Die Osterinsel präsentiert sich als ein öder Felsklotz, dessen Gesicht nichts von einer verträumten Südseeinsel hat. Trotzdem ist diese Insel ein Ort, der jährlich etliche von Besucher anzieht, denn hier verbirgt sich immer noch eines der letzten, wirklichen Geheimnisse der Welt.
Die offizielle Entdeckung
Als der niederländische Entdecker Roggeveen 1722 (irrtümlich wird auch 1721 angegeben) mit seinen drei Schiffen auf die Osterinsel zusteuerte, wurden er und seine Mannschaft schon rund drei Kilometer vor der Küste von einem Mann in einem Ruderboot erwartet. Die Seefahrer holten den Insulander an Bord ihres Schiffes, das dem verschreckten Eingeborenen wohl wie ein Wesen aus einer höheren Welt vorkommen musste. Er warf sich gleich ehrfürchtig vor den Holländern auf die Planken. Es wurden Geschenke wie Kleidung und Besteck überreicht, mit dem der Mann allerdings nichts anzufangen wusste. Nachdem die Holländer ihren Gast wieder los wurden, der allerdings lieber auf dem Schiff bleiben wollte, wurden sie von einer Flut von Insulanern besucht. Nach dem Bericht von Roggeveen kam es bei diesem Zusammentreffen zu Diebstählen, so dass sie Gewalt anwenden mussten, um die Besucher wieder vom Schiff zu jagen.
Am nächsten Tag, oder am Nachmittag des gleichen Tages, wurden von den Seefahrern eine 150 Mann starke Kompanie an Land gesetzt, die auch gleich von den Einwohnern stürmische mit Geschenken begrüßt wurden. Typisch für die großen Entdeckungen der Vergangenheit, lösten die Seefahrer diese Versammlung mit Waffengewalt wieder auf - es floss Blut. Da Roggeveen den Verlust von zwei Ankern beklagen musste, und die Küste der Osterinsel sehr zerklüftet ist, stachen sie wieder in See.
An den faszinierenden, weltbekannten Osterinselmonumenten, den Moai (Standbild aus Stein), hatten sie scheinbar nicht viel Interesse, da sie von den Holländern nicht einmal näher untersucht wurden. Sie wurden von ihnen als Gebilde aus Ton angesehen, was nicht für ein sonderliches Interesse an diesen gewaltigen Figuren spricht.
Im Jahre 1770 befürchtete der peruanische Vizekönig Don Manuel de Amat y de Jumyent, dass sich die Franzosen dieses Inselchen aneignen könnten. Er schickte unter dem Kommando von Phelipe Gonzales de Haedo eine Fregatte und ein Kriegsschiff dorthin, um die Insel offiziell in seinen Besitz zu nehmen. Den Eingeborenen wurde ein Vertrag über die Landübereignung zur Unterschrift vorgelegt, was natürlich für die Insulaner keine Bedeutung hatte, da sie nicht schreiben konnten. Allerdings ist es interessant, dass einer der Einwohner mit einem sogenannten Rongorondo-Zeichen, einem Buchstaben der perfekten ideographischen Osterinsel-Schrift, unterschrieb. Heute kann niemand mehr mit Sicherheit sagen, wie diese Schrift, die sich auf Toro-Miro-Holztafeln findet, gelesen werden muss, im Jahr 1770 war dies Wissen aber scheinbar noch aktuell.
Ein Jahr später (1771-1772) sandte der Vizekönig von Peru eine weitere Mission zur Osterinsel (damals San-Carlos genannt), bei der das Land katorgaphiert wurde.
Um das Jahr 1774 landete der berühmte Entdecker Kapitän Cook auf der Osterinsel. Er wurde von den Einwohnern herzlichst empfangen, aber da es wiederholt zu Diebstählen kam, floss wieder Blut.
Als der französische Graf de la Pérouse 1786 die Insel betrat, ließ er Ziegen, Samen und Geflügel verteilen. Auch hier kam es wieder zu Dieberreien, die der Graf aber nicht als Anlass sah, Blut zu vergießen. Nur einen Tag blieb seine Gruppe auf der Insel, aber die Eingeborenen erinnern sich noch heute an seinen Namen. Auch benannten sie die Bucht gegenüber seines einstigen Ankerplatzes nach ihm.
Das Jahr 1811, vorher wurde einigen Schiffen die Landung verweigert, war für die Osterinseleinwohner ein Jahr des Schreckens. Die Besatzung des US-Walfängers Pindos, wollte sich auf dem Eiland mit Wasser, Gemüse und Frauen versorgen. Für jeden Matrosen an Bord wurde ein Mädchen entführt, für die eine Nacht der Schande und Vergewaltigung begann. Am nächsten Morgen wurden sie wieder in Küstennähe gebracht, von wo sie den Rest schwimmen mussten. Lauthals lachend sahen die Matrosen zu wie die geschändeten Mädchen mit einem Arm (mit dem anderen bedeckten sie ihre beschmutze Stelle) zum rettenden Land schwammen. Der zweite Offizier machte sich sogar den „Spaß“, mit seinem Gewehr in die flüchtende Menge zu feuern.
Nach diesen schrecklichen Greultaten brach am 12. Dezember 1862 die größte Katastrophe über die Insel herein. Sechs Schiffe aus Peru landeten auf der Insel, um Sklaven für die Minenarbeit zu verschleppen. Durch Misshandlungen, Hunger oder Krankheit, kamen nur 15 (von rund 1.000!) wieder auf die Insel zurück. Sie brachten die Pocken mit, die sich rasend schnell unter den schutzlosen Insulanern ausbreiteten - von ca. 5.000 Einwohnern überlebten 600. Nachdem dann auch noch die Pest wütete, zählte das Eiland nur noch 111 Einwohner.
Das einsamste Rätsel der Welt
Nachdem wir einen kleinen Einblick in die neuere Geschichte der Osterinsel erhalten haben, wollen wir uns nun mit einem der interessantesten Geheimnisse der Weltgeschichte beschäftigen, das dieses Eiland bereithält.
Auf der einsamen Insel, die auch als „Nabel der Welt" („Te pito o te Henua“) bezeichnet wird, stehen rund 600 steinerne Menschenbildnisse, von denen die größten bis zu unglaubliche 300 Tonnen wiegen sollen*. Einst waren einige der Moais mit 2,20 Meter hohen Kopfbedeckungen (Pukao-Hüte) ausgestattet, von denen allerdings bis heute etwa 55 gefunden wurden. Was diese roten Trachten allerdings symbolisieren oder darstellen sollten, darüber gehen die Meinungen weit auseinander (Hüte, Helm, Haare...). Die Möglichkeit, dass die Erbauer mit ihnen rote Haare darstellen wollten, ist interessant. Denn die „Langohren“ sollen einst weiße Haut und rote Haare besessen haben, außerdem war ihnen ein europäisches Aussehen zu eigen. Selbst Überlieferungen der Inkas wissen von Menschen mit gleichen Rassenmerkmalen (und langen Ohren) zu berichten. Sie sollen einst über den Pazifik verschwunden sein.
Zur Osterinsel?
Auch wenn die Steinmetze der Insel großartige Arbeit vollbrachten, so wurde sie dennoch nicht beendet. Etwa 200 bis 300 weitere Statuen liegen noch heute unvollendet in den Kraterwänden des Vulkans Rano Raraku an der Südküste der Insel. Einsam stehen die Moais auf dem öden, felsigen Boden, und blicken fast ausnahmslos in das Landesinnere. Nur die „Sieben von Akivi“, zwischen dem Teravaka- und Rohio-Massiv, schauen westlich auf das weite Meer. Diese recht ungewöhnliche Ausrichtung von menschlichen „Denkmälern“ wurde schon oft diskutiert, denn eigentlich sollte man erwarten, dass derartige Statuen mit der Front zum Meer stehen, was die Moais aber offensichtlich nicht sollten. Es wurde schon spekuliert, ob möglicherweise ein Seefahrervolk nach langer Meeres-Odyssee auf der Osterinsel landete/strandete, und durch die Errichtung der Figuren dem Meer den Rücken kehren wollte...
Nach einer anderen „Deutung“ moderner Psychologen, sollen diese Giganten nur deshalb hergestellt worden sein, weil den „Langohren“ das Inselleben zu langweilig wurde! Da es keine Tiere zur Jagd gab und keine Stämme zum bekriegen, vertrieben sie sich halt mit den Moais die Zeit.
Kommentar überflüssig.
Die Moai-Statuen wurden in unbekannten Zeiten einmal mit unbekannten Gerätschaften und Hilfsmitteln, auf sogenannte Ahu-Plattformen gestellt. Je sieben oder acht waren für ein Ahu-Podest bestimmt. Da auf der Insel etwa 200 dieser gemauerten Sockel stehen (ca. 80 wurden tatsächlich besetzt), scheinen die Moai-Architekten einst 1.400 bis 1.600 Bildnisse geplant zu haben. Eine unvorstellbare Arbeitsleistung - die letzten Endes aber auch nicht durchgeführt wurde. Wann alle diese gigantischen „Götzenbilder“ mit den ungewöhnliche langen Ohren wie Nasen, dünnen Mündern und tiefen Augen aus dem harten Inselgestein geschlagen wurden, kann heute niemand mehr genau beantworten. Genau wie die Frage, wen diese Monumente überhaupt darstellen sollten, denn vergleichbare Menschenrasse aus dem pazifischen Raum oder anderswo sind bis heute nicht bekannt. Waren es ihre Kulturbringer?
Das Autorenpaar Petratu und Roidinger wiesen sogar auf eine gewisse Ähnlichkeit mit Holzschnitzereien aus der Gegend von Nazca hin. Ob hier eine Verbindung bestehen mag?
Auch ominös ist die Tatsache, dass einst eine Art Kultur- oder Religionsumsturz auf der Insel gewütet haben muss, bei dem zahllose Statuen umgerissen wurden. Leider haben sich viele der alten Seefahrer der Vergangenheit nicht sonderlich für die Kultur und Geschichte der Osterinsel interessiert, so dass heute dieser Umschwung nicht hundertprozentig genau datiert werden kann. Der berühmte Entdecker Kapitän James Cook notierte aber 1774, dass bei seinem Besuch noch zahlreiche Monumente standen.
Beim Anblick der zahlreichen Statuen ist wohl die erste Frage, die sich der Betrachter stellen mag, die, wie es einst einem „primitiven“ Volk von weltabgeschiedenen Insulanern fertigbrachten, diese tonnenschweren Kolosse über den unebenen Boden zu wuchten. Kilometerweit.
Die Theorien reichen von einem „Transport“ auf einer Breischicht aus Süßkartoffel und Yams (eine Staudenart), auf der die Kolosse über die Insel geschoben wurden(!), über die übliche Lösung mit Holzrollen (Schlitten) und Seilwinden, bis hin zu außerirdischer Hilfe. Da sich die Insel heute vollkommen baumlos zeigt, wurde schon häufig eingewendet, dass ein Transport der Kolosse mit Hilfe von Holz nicht möglich gewesen sein kann. Dagegen wenden die Vertreter der Holzrollen-These ein, dass das völlige Fehlen von Bäumen darauf zurückzuführen ist, dass diese halt durch die gedankenlose Rodung der Eingeborenen verschwunden sind. Die Bäume, die heute auf der Insel stehen, sind Kokospalmen und Eukalyptus, die aber erst vor einigen Jahren angepflanzt wurden. Der ursprüngliche Bewuchs beschränkte sich auf ödes Gras und Strauchgewächs wie den Toromiro-Baum. War dies immer so?
Eine geologische Spekulation
Interessanterweise hat der verstorbene norwegische Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl, dem die Insel zum großen Teil ihre Berühmtheit zu verdanken hat, am Ufer der Sees im Krater Rano Raraku Palmensamen (Pollen) entdeckt. Analysen der Universität Hull, England, haben seine Funde bestätigt. Nur leider finden sich auf der Insel keine Reste von ausgewachsenen Palmen. Da aber eindeutig kieferähnliche Holzreste dem Inselboden entlockt werden konnten, wurde unlängst eine interessante These angeboten: Die Osterinsel ist die Spitze einer größeren, versunkenen Landmasse.
So sonderbar sich dies anhören mag, so spricht doch einiges dafür. Denn würde das gesamte Eiland einst viel höher aus dem Meer geragt haben, so hätten am Krater, dort wo die Pollen entdeckt wurden, keine Palmen wachsen können. Gehölz, wie die gefundenen Kierferarten, wären sehr wohl in der Lage gewesen in höher gelegenen Gegenden zu gedeihen. Auch finden sich auf der Insel keine fließenden Gewässer, wie es schon der Franzose La Perousse 1785 feststellte. Flussquellen entspringen nicht an Berggipfeln - sie beginnen unterhalb. Spielen wir den Gedanken weiter, so scheint auch klar, warum die Moais nicht auf das Meer sehen, denn das Ufer lag einst nicht zu ihren Füßen. Auch ist die Insel vulkanische Ursprungs, und bekanntermaßen verändern sich derartige Insel im Laufe der Zeit erheblich. Teile können versinken, andere wiederum aus dem Meer steigen...
Professor H. W. Ménard (Universität Kalifornien und Institute of Marine Resource) stellt bereits vor Jahren bei Untersuchungen fest, dass in unmittelbarer Nähe der Osterinsel eine gewaltige Bruchspalte verläuft. Auch findet sich auf dieser Linie eine riesige Sedimendablagerung, und dass US-Unterseeboot „Nautilus“ ortete in jener Gegend eine mächtige Erhebung unter dem Meer.
Diese möglichen Indizien für einen „Untergang“ einer größeren Landmasse, werden selbst von einigen Insellegenden bestätigt. Eine Überlieferung sagt, dass der König Hotu Matua in einem Land namens Maori im Erdteil Hiva regierte. Da der Könige bemerkte, dass das Land langsam im Meer versank, schickte er all seine Untergebenen und Verwandten mit zwei Schiffen auf das Meer hinaus. Nachdem die Sintflut(!) kam, „bemerkte er, dass die Erde bis auf ein kleines Stück, das Maori hieß, untergegangen war.“
Nach einer anderen Legende heißt es, dass die Osterinselinsulaner sich in den Augen des Gottes Uoke versündigten, worauf er das Land „rüttelte“ und mit einem „Hebebalken“ - mit dem er öfter hantiert haben soll - zerbrach. Nur die heutige Insel und eine kleine Nachbarinsel blieben übrig.
Wo mag das große Land Hiva gelegen haben? War es vielleicht mit Südamerika verbunden, da sich auf der Osterinsel vollkommen stilgleiche Mauerwerke wie in Sacsayhuaman oder anderen Orten Südamerikas (und Ägyptens!) finden? Ja sogar Überlieferungen von gleichartigen „Langohren“ - wie weiter oben schon erwähnt - sind aus Südamerika bekannt.
Ob nun die Osterinsel tatsächlich einst „unterging“, ist eine reine - jedoch interessante - Spekulation. Vielleicht würden geopyhsikalische Untersuchungen und Tauchgänge im Umfeld der Insel nähere Ergebnisse liefern.
Z. B. laufen auch die bekannten „Schienen“ der Insel Malta, Mittelmeer, teilweise direkt ins Meer. Oder auf der Insel Er Lannic (französische Bretagne) liegt ein Steinkreis halb an Land, halb unter dem Meer. Liegen auch Moais unter dem Wasser? Hier lohnen sich nähere Nachforschungen.
Legenden, Kulte und Religion
Eine Insel, die alleine durch ihr heutiges Erscheinungsbild faszinier, besitzt natürlich auch einiges an religiösen Überlieferungen. Es sollte nicht verwundern, daß bei der Anzahl der gigantischen Moai-Statuen, auch zahlreiche Legenden um diese ranken.
Heute zerbrechen sich Besucher, Forscher und Abenteurer den Kopf, wie und mit welchen Hilfsmitteln einst die Moais bewegt und aufgerichtet wurden. Die (Ur)Einwohner halten nichts von diesem Rätselraten, denn laut ihren Aussagen, bewegten sie sich einfach von selbst.
Nachdem die Einwohner in harter Schufterei die Moais aus dem Felsen geschlagen hatten, erschienen zwei Priester, die die Macht über die sogenannte Mana-Kraft besaßen. Nur sie, sonst niemand. Mit Hilfe von Mana, so die Legende weiter, sollen die Statuen in der Lage gewesen sein, selbständig an ihren zugewiesenen Platz zu laufen. Es heißt, daß sich „die Statuen in aufrechter Stellung fortbewegten, indem sie mit ihrer runden Fußfläche wechselseitig halbkreisförmige Vorwärtsbewegungen machten.“
Diese zwei ominösen Inselpriester mit ihrem Mana sollen einst spurlos, quasi über Nacht, die Osterinsel verlassen haben - mit ihnen natürlich Mana. So wurde die Arbeit an den Kolossen eingestellt, da sie ohne diese hilfreiche Kraft sowieso niemand bewegen konnte. Eine interessante Erklärung aus dem Reich der Überlieferungen.
Aber tatsächlich finden sich ja bekanntlich zahlreiche unvollendete Figuren noch heute in den Berghängen der Steinbrüche, als sei hier einst die Arbeit plötzlich und ohne ersichtlichen Grund, eingestellt worden. Der Norweger Thor Heyerdahl fand in den Inselsteinbrüchen auch zahllose Steinwerkzeuge, die dort wie „weggeworfen“ herumlagen. Auch ein Hinweis der plötzlichen Arbeitseinstellung? Allerdings sei darauf hingewiesen, daß an der Herstellung mit diesen Werkzeugen erhebliche Zeifel bestehen.
Aufgrund der Überlieferung über diese Mana-Kraft und die Legende, daß nur zwei Eingeweihte sie besaßen oder nutzen konnten, wurde schon vor einigen Jahren behauptet, es handele sich hierbei um eine Art elektromagnetische Kraft oder Antigravitation. Natürlich wird diese These in der Paläo-SETI durchaus ernstgenommen und diskutiert, zumal eine Expedition von französischen Wissenschaftlern aus dem Jahr 1964 der Osterinsel außergewöhnliche Anomalien des Magnetfeldes nachgewiesen haben will. Die Franzosen schlossen sogar einen Kontakt mit Außerirdischen nicht unbedingt aus!
Aber die Legende über die zwei Mana-Priester ist selbstverständlich nicht die einzige, die das Eiland für uns bereithält. In PA-Kreisen ist die Legende der „Vogelmenschen“ und den daraus resultierenden Kult ebenfalls ein Begriff. In unbekannten Zeiten, so die Legende, jagte der Gott Make Make - der Gott der Luftbewohner und Fruchtbarkeit - Vögel bis hin zur Insel „Matakiterani“. Matakiterani, „Auge, das den Himmel sieht“ oder „Augen, die den Himmel anschauen“, ist der ursprüngliche Name der Osterinsel. Diese Vögel bekamen vom Gott Make Make die zwei Inselchen Motu-Iti und Motu-Nui am Südwestzipfel der Insel zugeteilt, damit die Menschen sie nicht jagten und ihre Eier stahlen.
Aus dieser - hier knapp wiedergegebenen - Überlieferung entwickelte sich einer der interessantesten Volksbräuche der Geschichte.
Bis zum Jahr 1866 wurde diese Zeremonie beibehalten und gefeiert, so daß uns heute zahlreiche gute Bericht über deren Ablauf erhalten geblieben sind. Eigentlich ein zwingender Grund für den Völkerkundler, sich nähr mit diesem zu beschäftigen, denn der Brauch um diese Vögel und dessen Eier sucht im ganzen Pazifikraum seinesgleichen.
Der fast vergessende Kult begann Ende Juli damit, daß den ersten Vögeln die Eier geklaut wurden. Sie wurden als Symbol des Frühlings (südliche Halbkugel) und eines neuen Jahres der Fruchtbarkeit angesehen. In den nächsten Tagen wurde ein großes Fest auf der Insel gefeiert. Priester, Dienerschaft und Kämpfer (wogegen?) versammelten sich zum Tanz, um dann singend und mit den schönsten Gewändern bekleidet, in einer feierlichen Prozession zur Steilküste (Orongo) der Vogelmänner zu ziehen. Die sogenannten Hopu-Manu-Diener, waren dazu erwählt, daß Ei der Seeschwalbe zu holen. Dazu fertigten sie ein konisches Floß, welches mit Essen beladen wurde.
Mit diesem Floß stürzten sich die Männer in die reißende Meerenge zwischen der Orongo-Steilküste und der Insel der Volgelmänner (Motu-Nui). Das Volk blieb singend und betend auf den Klippen stehen und sah zu, wie ihre erwählten Helden durch das haiverseuchte Wasser schwammen. Tödliche Unfälle waren dabei nicht gerade selten.
Auf der Insel verbrachten sie nun einige Zeit in den Felsenhöhlen, deren Wände mit Make-Make-Fratzen übersät waren, um auf die ersten Eigelege zu warten. Sobald es gelang, eines der begehrten Eier zu stehlen, machte sich der ehrenvolle Hopu-Manu an den Rückweg, um seinem König das symbolische neue Jahr zu übergeben. Der Finder des Ei’s soll nun auch Mana besessen haben, er mußte enthaltsam leben, denn die Hand, mit der er das Ei berührte, galt aus tabu.
Dieser Kult bestimmte einst das gesamte soziale Leben auf der Osterinsel. Alleine die über 150 Reliefs von „Vogelmenschen“ an den Orongo-Klippen, machen deutlich, welchen Stellenwert dieser Brauch einst genoß. Übrigens sehen diese Abbildungen einem „Vogel“ nicht sonderlich ähnlich.
Geweiht war dieses Fest dem Hauptgott der Osterinsel: Make Make. Kein anderer Gott wurde derart verehrt wie er. Wir finden auf der Insel Hunderte von Felsbildern die sein rundes Gesicht zeigen - er war Schöpfer der Welt und des Menschen (Mann/Frau). Mir scheint die Identität Make Makes als Schöpfungsgott recht interessant, denn der Autor Mazière (s. Quelle) hat zwei Überlieferungen über ihn gesammelt, denen eine Ähnlichkeit zur biblischen Genesis nicht abzustreiten ist:
Schöpfung:
„Die Lüfte, die Dämpfe, die Leere, das Nichts rundherum, die Meere, die Finsternis, das erste Beben, das erste Wort, das Licht gebar (...). Die Erde entstehe! Das Meer vergehe! Es komme die Sonne, das große Licht! Es komme der Mond, das kleine Licht! Es mögen die Sterne kommen (...)! Es komme Make Make, der erste Mensch!“
Erschaffung des Menschen:
„Make Make nahm eine Kalebasse, erblickte sich darin, sah sein Gesicht und rief: Make Makes erstgeborener Sohn! (...) Make Make tat Erde in eine runde Form, legte die Hand mitten hinein, um ein Loch zu machen, blies dann hinein in das Loch. Hervor kam daraus ein junger Mann, He repa. Sagt Make Make: Das ist nicht gut. Er schläferte He repa ein. Make Make nahm einen Bananentrieb. Er öffnete den Brustkorb He repas auf der linken Seite. Das Blut floss auf den Bananentrieb. Da hauchte Make Make den blutigen Bananentrieb an. Geboren wurde Uka, die junge Frau.“
Neben dem Hauptfest der Insel, dem „Eierkult“, und den dankbaren Schöpfungsmythen, gab es auf dem Eiland einst auch einen „Sonnenkult“.
Ausdruck dieser Verehrung waren alttarähnliche Plattformen, die auf den Sonnenaufgang am Tag der Sommer- und Wintersonnenwende, sowie auf die Tagundnachtgleiche im Herbst und Frühjahr ausge-richtet wurden. Auf der Spitze des Vulkans Rano Kao - der höchste der Insel - betrieben die Einwohner einstmals ein Sonnenobservatorium. Kleine Vertiefungen und Gruben halfen dort bei der Bestimmung von Sonnenständen, und die Wände der Anlage wurden mit Sonnensymbolen verschönt.
Möglicherweise besteht bei diesem Kult eine Verbindung mit den Steinkreisen der Insel, die eigentliche ein typische Hinterlassenschaft der europäischen „Megalithepoche“ sind.
Fragen
Wer war das Volk der „Langohren“, woher kamen sie? Sind es die Überlebenden eines größeren Landes, das einst in den Fluten versank und (fast) nur die Osterinsel zurückließ? Existiert eine Verbindung zwischen den südamerikanischen Legenden der weißhäutigen Rothaarigen, den offensichtlich in beiden Gegenden angewandten Mauerstil und den Holzfiguren aus der Umgebung von Nazca? Ist der Vogelmann-Mythos tatsächlich ein schlichter Mythos, oder ein vollkommen absurder Cargo-Kult gewesen?
Osterinsel...immer noch ein Name, der vieles an Rätseln und Spekulation für uns bereit hält. Sie ist und bleibt weiterhin eine Insel des Schweigens, und dieses Schweigen gilt es, zu brechen.