Alte Kulturen belegen die Existenz Gottes
Die Ägyptische Kosmologie: Das belebte Universum
© Moustafa Gadalla
Die Gesamtheit der ägyptischen Zivilisation wurde auf einem
vollständigen und genauen Verständnis der universellen
Gesetze aufgebaut. Dieses tiefe Verständnis manifestiert sich in
einem übereinstimmenden, kohärenten und miteinander verbundenen
System, wo Kunst, Wissenschaft, Philosophie und Religion miteinander verflochten und gleichzeitig zu einer einzigen
organischen Einheit verbunden wurden.
Die ägyptischen Sagen verwandelten gebräuchliche sachliche
Substantive und Adjektive (Indikatoren von Eigenschaften) in
reine, aber leicht zu begreifende Substantive. Diese wurden
zusätzlich personifiziert, damit sie in zusammenhängende und bedeutsame
Erzählstränge eingewoben werden konnten. Die Personifikation
basierte auf ihrem Wissen, dass der Mensch nach dem
Abbild Gottes geschaffen wurde und daher der Mensch das erschaffenen
Abbild der gesamten Schöpfung darstellt.
Allegorien sind ein bewusst gewähltes Mittel zum Kommunizieren
von Wissen. Allegorien dramatisieren kosmische Gesetze, Grundsätze,
Prozesse, Beziehungen und Funktionen und drücken diese
auf leicht verständliche Weise aus. Die Ägypter glaubten/glauben
nicht, dass ihre Allegorien historische Tatsachen wären. Sie glaubten
AN sie, in dem Sinne, dass sie an die Wahrheit hinter den
Geschichten glaubten.
Der griechische Historiker Herodot (500 BCE) sagte:
„Von allen Nationen der Welt sind die Ägypter die glücklichsten,
gesündesten und religiösesten.“
Die exzellente Verfassung der Ägypter wurde ihrer Anwendung
der metaphysischen Realitäten in ihrem täglichen Leben zugeschrieben
– mit anderen Worten: ihrem globalen kosmischen
Bewusstsein.
Die Szenen der täglichen Aktivitäten, die in den ägyptischen Gräbern
gefunden wurden, zeigen eine starke und andauernde Verbindung
zwischen der Erde und dem Himmel. Die Szenen bieten
grafische Darstel-lungen aller Arten von Aktivitäten: Jagd, Fischerei,
Landwirtschaft, Gerichtshöfe und alle Arten von Kunst und
Handwerk. Das Porträtieren dieser alltäglichen Aktivitäten in
Gegenwart der Neteru (Götter/ Göttinnen) oder mit ihrer Hilfe
zeigt ihre kosmische Entsprechung.
Das Göttliche ist und war die Quelle ihrer gesamten Existenz.
Das Göttliche ist der Ursprung von allem, was existiert und durch
die göttlichen Kräfte wurde das Uni-versum erschaffen und wird
es am Leben erhalten. Daher kommt es, dass alle Aspekte des
Wissens im alten Ägypten den Attributen/Aspekten/Qualitäten
des Göttlichen, nämlich den Neteru (Götter/Göttinnen) zugeschrieben
werden.
Jede Aktion, egal wie banal, hatte in gewissem Sinn eine entsprechende
kosmische Handlung: Pflügen, säen, ernten,
brauen, die Größenbemessung eines Bierkrugs, der Bau von
Schiffen, Kriegsführung, spielen - alles wurde als irdische Symbole
für göttliche Aktivitäten angesehen.
In Ägypten wurde das, was wir heute Religion nennen, überall
anerkannt, so dass es nicht einmal einen Namen brauchte. Für
sie gab es keinen wahrgenommen Unterschied zwischen heilig
und profan. Ihr gesamtes Wissen, das auf dem kosmischen
Bewusstsein beruhte, wurde in ihre täglichen Verrichtungen eingebettet,
die zu Traditionen wurden.
Die tief religiösen Ägypter, die erkannt hatten, dass kein menschliches
Wesen das Undefinierbare defi-nieren kann, glaubten an
die Gegenwart einer grenzenlosen und unerkennbaren Macht,
die zu majes-tätisch ist, um mit dem geschaffenen Universum zu
kommunizieren, aber ohne diese Kraft kann keine Schöpfung
existieren.
Außerhalb des Universums und seiner zyklischen Natur ist das,
was die alten Ägypter als „Amun-Renef“ bezeichneten, was kein
Name irgendeines Wesens ist, sondern ein Begriff, der bedeutet
„Der mit dem unbekannten Wesen“. Dieser Bereich konnte nicht
in irgendwelchen Worten beschrieben werden, die das menschliche
Denken erfassen könnte, daher taten dies die Ägypter auch
nie, stattdessen drückten sie ihn durch Negierung aller Qualitäten
aus und beschrieben ihn so:
Der, Dessen Name allen Neteru (Göttern/ Göttinnen) unbekannt ist.
Der, Der keine Definition hat (d. h. Der nicht in menschlichen
Begriffen definiert/beschrieben werden kann).
Der, der kein Erscheinungsbild besitzt,
Der, Der keinen Anfang und kein Ende hat ... usw.
Jeder ägyptische Schöpfungstext beginnt mit der gleichen grundlegenden
Überzeugung, dass es vor Anbeginn aller Dinge einen
flüssigen urzeitlichen Abgrund gab – überall, endlos und ohne
Grenzen oder Richtungen. Ägypter nannten diesen kosmischen
Ozean/das wässrige Chaos Nu/Ny/Nun – den unpola-risierten Zustand
der Materie. Wasser ist formlos und nimmt nicht von selbst
irgendeine Form an, noch widersetzt es sich dem Geformtwerden.
Wissenschaftler stimmen mit der altägyptischen Beschreibung des
Ursprungs des Universums als einem Abgrund überein. Die Wissenschaftler
bezeichnen diesen Abgrund als eine Neutronensuppe,
in der es weder Elektronen noch Protonen gibt, sondern lediglich
Neutronen, die einen einzigen riesigen, dichten Kern bilden.
Ein solches Chaos im Stadium vor der Schöpfung wurde durch
die Verdichtung der Materie verursacht, das heißt, die Atome
existierten nicht in ihrem normalen Zustand, sondern waren so
eng zusammen-gequetscht, dass viele Atomkerne sich auf dem
Raum zusammendrängten, der zuvor von einem einzelnen Atom
besetzt war. Unter solchen Bedingungen wurden die Elektronen
dieser Atome aus ihren Bahnen gepresst und bewegten sich frei
herum, d. h. in einem chaotischen degenerierten Zustand.
Die verdichtete Energie in der der Schöpfung vorangehenden
Neutronensuppe baute sich kontinuierlich auf und erreichte eine
optimale Energiekonzentration, die vor etwa 15 Milliarden Jahren
in dem, was wir als den Urknall beschreiben, zu ihrer Explosion
und Expansion führte. Der laute Knall dieser Explosion ist
das, was die Zersplitterung der einzelnen Bestandteile des Universums
verursachte. Die altägyptischen Texte haben ebenfalls
wiederholt betont, dass die göttliche befehlende Stimme – also
der göttliche Klang – die Ursache der Schöpfung war.
Die frühesten wiederhergestellten alten ägyptischen Texte von
vor 5.000 Jahren zeigen die Überzeugung, dass das Wort die
Schöpfung der Welt verursachte. Im ägyptischen Book of the
Coming Forth by Light (fälschlicherweise und allgemein als
„Buch der Toten“ übersetzt), steht im ältesten geschriebenen
Text der Welt:
„Ich bin der Ewige ... Ich bin der, der das Wort geschaffen hat ...
Ich bin das Wort ...“
Wir sehen auch im „Buch der göttlichen Kuh“ (das in den Schreinen
des Tut-Anch-Amun gefunden wurde), dass die Himmel und
ihre Hüter nur durch Worte entstanden sind, deren Klang allein
Dinge heraufbeschworen hat. Sowie sein Name ausgesprochen
wird, wird das Ding ins Leben gerufen.
Denn der Name ist eine Realität, es ist das Ding selbst. Mit anderen
Worten: jeder einzelne Ton hat seine/ihre entsprechende
Form. Die moderne Wissenschaft hat den direkten Zusammenhang
zwischen der Schallwellenfrequenz und der Form bestätigt.
Jede Schallwellenfrequenz hat ihre eigene entsprechende geometrische
Form.
Der göttliche Klang verwandelt das Potenzial inaktiver
Energie/Materie innerhalb Nuns in die Teile des Universums, als
differenzierte, ordentliche, strukturierte - kinetischen Energien -
in Form von Objekten, Gedanken, Kräften, physikalischen Phänomenen,
usw. Die Umwandlung einer Art von (potenzieller)
Energie in einen anderen (kinetischen) Typ hat das Universum
zum Leben erweckt, insgesamt und in seinen Bestandteilen. Es
ist alles eine Frage der Energien.
Die Gesamtheit der göttlichen Energie während des Schöpfungsstadiums
wird von den Ägyptern Atam genannt.
Die erste Stufe der Schöpfung war die Selbsterschaffung des
Höchsten Wesens als Schöpfer und Wesen, das heißt der Übergang
vom subjektiven (Nu/Ny/Nun) zum objektiven Sein (Atam).
Die altägyptischen Texte betonten, dass der Vollständige Eine
alles beinhaltet. In den altägyptischen Texten steht:
„Ich bin viele Namen und viele Gestalten, und mein Wesen existiert in jedem Neter“.
Mit anderen Worten, als der Herr des Universums zu existieren
begann, wurde die gesamte Schöpfung ins Leben gerufen, weil
der Vollständige Eine alles enthielt.
Der Schöpfungszyklus wurde verursacht und am Leben gehalten
durch die göttlichen Kräfte oder Energien.
Die Ägypter nannten diese göttlichen Kräfte Neteru. Das Wesentliche
am Universum ist seine zyklische Natur. Die NeTeRu
sind die Kräfte der Natur („NaTuRe“ in Englisch), die die Welt
am Laufen halten – um es so zu sagen. Sie einfach nur Götter
und Göttinnen zu nennen, vermittelt einen falschen Eindruck.
Die göttlichen Energien, die sich selbst im Schöpfungszyklus
manifestieren, werden durch ihre Bestand-teile, ihre Energieaspekte,
definiert, die von den alten Ägyptern Neteru genannt
wurden. Damit die Schöpfung existieren und weiterleben kann,
müssen die göttlichen Energien als männliche und weibliche
Prinzipien angesehen werden.
Daher drückten die alten Ägypter die kosmischen Energiekräfte
in den Begriffen von Netert (weibliches Prinzip) und Neter
(männliches Prinzip) aus. Das ägyptische Wort Neter oder Natur
oder netjer bedeutet eine Macht, die in der Lage ist, Leben zu erschaffen
und zu erhalten, wenn es einmal gezeugt wurde.
Für die tief religiösen Menschen in Ägypten war die Erschaffung
des Universums kein physisches Ereignis, das einfach passierte.
Es war ein geordnetes und vorher geplantes Ereignis, das
gemäß dem göttlichen Gesetz, das die physischen und metaphysischen
Welten regiert, durchgeführt wurde. So lesen wir im
Buch „Book of Knowing the Creations of Re and Overcoming
Apep (Apophis)”, bekannt als der Bremner-Rhind-Papyrus:
„Ich habe bisher noch keinen Platz gefunden, auf dem ich stehen
konnte. Ich fasste den göttlichen Plan des Gesetzes oder der Ordnung
(Maat), um alle Formen zu erschaffen. Ich war alleine, ich
hatte weder Shu noch Tefnut ausgeströmt noch existierten irgend
jemand anderer, der mit mir zusammen handeln könnte ...“
Energie besteht aus Molekülen, die mit verschiedenen
Geschwindigkeitsstufen rotieren oder vibrieren. In der „physischen“
Welt rotieren die Moleküle mit einer sehr langsamen und
konstanten Geschwindigkeit. Deshalb scheinen Gegenstände
für unsere irdischen Sinne solide zu sein. Je langsamer die Geschwindig-keit, desto dichter oder fester der Gegenstand.
In der metaphysischen (geistigen) Welt schwingen die Moleküle
in einer viel schnelleren oder astralen Dimension – wo die Dinge
freier sind und weniger dicht.
In diesem Licht betrachtet, ist das Universum im Grunde eine
Hierarchie von Energien mit verschiedenen Dichtegraden.
Energien können nach Belieben eine stärker verdichtete Energie
(Materie) wie Mensch, Tier, Pflanze oder jede andere Form einnehmen.
Der Geist belebt den menschlichen Körper bei der
Geburt und verlässt ihn mit dem Tod. Manchmal kann mehr als
ein Energiegeist in einen Körper eintreten.
Dass es kosmische Energien (Neteru) in jedem Stein, Mineral,
Holz, etc. gibt, ist eindeutig auf der Shabaka Stele (8. Jahrhundert
v. Chr.) festgehalten, dort heißt es:
„Und so traten die Neteru (Götter, Göttinnen) in ihre Körper ein,
in Form von jeder Art von Holz, von jeder Art von Mineral, wie
jede Art von Ton, wie alles, was auf ihm wächst (gemeint ist die
Erde).“
Die Neteru (Götter, Göttinnen) sind die göttlichen
Energien/Mächte/Kräfte, die durch ihre Handlungen und Interaktionen
das Universum erschaffen und erhalten haben und es
weiterhin erhalten.
Die Neteru (Götter, Göttinnen) und ihre Funktionen wurden später
von anderen als Engel anerkannt. Das Lied von Moses im Deuteronomium
(32:43), wie es in einer Höhle in Qumran am Toten
Meer gefunden wurde, erwähnt das Wort „Götter“ im Plural:
„Freut euch, ihr Himmel, mit ihm; und huldigt ihm, ihr Götter“.
Wenn der Abschnitt im Neuen Testament (Hebräer, 1:6) zitiert
wird, wird das Wort „Götter“ ersetzt durch „Engel Gottes“. Die
Sphären der Neteru (bekannt als die Engel und Erzengel des
Christentums) sind hierarchisch aufgebaut in den Stufen/ Bereichen des Universums.
Mehr über die Kosmologie der Ägypter
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